Reisebericht Teil 2

Minenbesuch Vierter Tag: Nach ausgiebigem Einkaufen bei den Großhändlern ging es weiter nach Frederico Westfalia, 3 Autostunden von Soledade entfernt. Die Amethystminen liegen hier in der Nähe des Dorfes Ametisto do Sul, zu erreichen über Schotterpiste und schmale Feldwege sowie über eine Seilzugfähre, Baujahr 1910 – alles recht abenteuerlich.

Zu besichtigen sind die Minen nicht; nur über die persönlichen Kontakte von P. Funck erhielten wir Zugang und die Erlaubnis, auf der Abraumhalde nach Kristallen zu suchen. Mit Presslufthämmern wurden die Stollen in den Berg getrieben auf der Suche nach Amethyst. In dem äußerst harten Basaltgestein haben sich bei Abkühlung der Lava Hohlräume gebildet, in denen sich im Laufe von Jahrmillionen die Amethystkristalle bilden.

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Die uns bekannten Amethystdrusen sind im Rohzustand Hohlkörper, die in ihrem Inneren mit Amethystkristallen ausgekleidet sind. Sie sind die begehrten Amethystdrusen, die von den Mineros in Handarbeit mit Pressluftbohrhämmern freigelegt werden. Dabei finden sich alle Größen von Hohlkörpern, die von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern variieren. Die Farbe der Kristalle reicht von schwachrot bis zum teuren Dunkelrot.

Der Minenzugang war unscheinbar, davor dröhnte ein Strom-Pressluftaggregat, Kabel und Schläuche verschwanden im dunklen Eingang. Mit Schutzhelm ausgerüstet (die Decke war nur 1,60 bis 1,80 Meter hoch) ging es los. Auf dem holprigen Schotterweg rutschten wir leicht aus und schlugen mit dem Helm an das harte Basaltgestein. Glühbirnen, die irgendwie an den Wänden befestigt waren und durch zwei dünne Kabeln mit Strom versorgt wurden, stellten die spärliche Beleuchtung dar. Die Luft war muffig warm, angefüllt mit Staub und Dieselabgas. Aber dafür gab es ja die Abluftanlage: ein großer Ventilator, der in der Hoffung, Staub und Abgase abzusaugen, gen Ausgang pustete. Ein einfaches Abraumfahrzeug mit stinkendem Dieselmotor und leider noch ohne Dieselpartikelfilter, Baujahr so 1930, tuckerte an uns vorbei, ein paar Brocken Basalt fielen vom Kipper und uns fast auf die Füße. Jeder deutsche TÜV hätte Freude an dieser Ausstattung und den Sicherheitsstandards gehabt.

Wir gingen immer tiefer in die Mine, rechts und links wurden Quergänge geschlagen, in denen man nach Amethystdrusen gesucht hat. Ein dumpfes Dröhnen und immer mehr Staub schlug uns entgegen. An unserem Besuchstag arbeitete nur ein Minero, da es ein Feiertag war, wie uns der Minenbesitzer mitteilte.

Hinter der nächsten Biegung wurde der Lärm ohrenbetäubend – wir waren an der Arbeitsstelle angekommen! Wie muss das nur sein, wenn an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet wird, fragten wir uns unwillkürlich. Wir konnten schon jetzt nur noch wenig sehen, geschweige denn atmen. Der Minero, schweißnass, nur in T-Shirt und mit kurzer Hose, arbeitete mit dem Pressluftbohrer gerade an der Freilegung einer Druse.

Immerhin trug er eine Art Atemmaske und Stiefel. Sein Helfer dagegen, der die Glühbirne zur Beleuchtung hochhielt, hatte nur Badelatschen an den Füssen – das sei sonst zu warm in der Mine, erzählte uns der Minenbesitzer später. „Upps, Vorsicht! Nimm doch deinen Schuh aus dem schwarzen Pulver!“ – schon passiert: Der ganze Sack Schwarzpulver war umgekippt, aber das wäre „nicht weiter schlimm, das explodiert nur, wenn es in den Sprenglöchern verdichtet wird.“

Nun gut, wollen wir das mal so hinnehmen... Um in dem harten Basaltgestein überhaupt voranzukommen, wird das Gestein mit Sprengungen gelockert und dann mit dem Bohrhammer abgeschlagen, bis man eine Druse findet. Diese wird dann in Feinarbeit vorsichtig aus dem Gestein herausgebohrt.

Für eine Druse von einem Meter Größe braucht der Minero zwei Tage. Bevor er aber anfängt, bohrt er ein kleines Loch hinein, durch das er eine kleine Lampe einführt, um sich die Güte der Druse anzuschauen und danach die Entscheidung zu fällen, ob sich der Aufwand lohnt. Das, was er als nicht lohneswert einstuft, wird einfach herausgeschlagen und auf der Halde abgekippt, was ein Glück für uns war, die später auf der Halde suchen durften.

Die Drusenkörper guter Qualität werden sauber aus dem Basalt herausgebohrt, in die Werkstätten transportiert, mit dem Dampfstrahler von Schlamm und Lehm gereinigt und mit großen Steinsägen in zwei Hälften gesägt. Die Ränder werden poliert, eine Standfläche am Fuß wird mit Zement anmodelliert, und schließlich wird die Druse außen grün angestrichen und erhält so das charakteristische Aussehen, welches wir aus dem Laden kennen.

Ein Minero ist als freier Mitarbeiter in der Mine beschäftigt und wird danach entlohnt, was er findet; er erhält rund 40% des Verkaufsleröses einer Druse und verdient damit rund doppelt so viel wie der brasilianische Durchschnitt.

Der Nachteil dieser hochbezahlten Arbeit ist allerdings die nicht so hohe Lebenserwartung, denn die meisten Mineros leiden an einer Staublunge. Nach unserem Minenbesuch suchten wir, mit Hammer und Meißel ausgerüstet, auf der Halde nach Kristallen – mit Erfolg! Jeder hat zwei Kisten voll mit Kristallen und Drusenstücken gefunden, die mit unserem Container nach Deutschland kommen werden.

Unsere Hämmer und Meißel tauschten wir am Ende bei den Mineros gegen ein paar schöne Kristalle ein. Und dann mussten wir auch schon los Richtung Flugplatz: sieben Stunden mit dem Bus nach Porto Allegro, von dort über Rio nach Frankfurt bis nach Stuttgart, dem Ausgangspunkt unserer Reise.

Alles in allem hat mir diese Reise viel Spaß gemacht und war nicht nur in mineralischer Sicht ein beeindruckendes Erlebnis. Hier zu Hause suche ich nun ein Lager, um Mitte Juli meine Lieferung in Empfang nehmen zu können. Nach dem Auspacken sind alle herzlich eingeladen zu kommen und zu schauen.

Unser Container, der neben unserem Einkauf auch die Kisten mit den selbst gefundenen Stücken enthält, wird im Juli in Stuttgart eintreffen, wo die Ware auf die einzelnen Händler per Spedition verteilt wird.

Ab Mitte Juli kann man bei mir schauen, was ich Schönes mitgebracht habe. Einfach anrufen und nachfragen, wann ihr gucken kommen könnt...

Im nächsten Heft folgt die Beschreibung der Minen, die Arbeitsbedingungen unter Tage, die Art und Weise des Amethystabbaus und die Bearbeitung der Amethystdrusen in den Werkstätten.